Die Welt verändert sich. Wir erleben tiefgreifende Umbrüche, in denen die Lautstärke mehr Gewicht erhält als Sachlichkeit. Angst wird gezielt eingesetzt, um Fakten zu schaffen, und Gewalt scheint in manchen Gesellschaften wieder als legitimes Mittel zu gelten. Politische Systeme geraten ins Wanken, während einfache Schuldzuweisungen populärer werden.

Die europäische Geschichte zeigt, dass Demokratien immer wieder vor Herausforderungen stehen. Italien, Deutschland, Spanien, Portugal, Rumänien, Griechenland und Serbien haben in der Vergangenheit nationalistische, faschistische oder autoritäre Regierungen erlebt. Doch unabhängig vom Verlauf – sei es durch friedlichen Wandel oder durch Krieg – war das Ende stets dasselbe: Demokratie setzte sich langfristig durch.

Warum aber bleibt Demokratie trotz dieser historischen Lehren stets gefährdet? Ein Blick auf die Gegenwart zeigt: Ihr größter Gegner ist nicht ein einzelnes autoritäres Regime, sondern Bequemlichkeit. Demokratie verlangt permanente Auseinandersetzung, Diskussionen und Kompromisse. Sie ist weder ein selbstverständlicher Zustand noch ein abgeschlossenes Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess.

Oftmals wird Demokratie als ineffizient oder mühsam empfunden. Tatsächlich erfordert sie Zeit und Geduld – Werte, die in einer zunehmend beschleunigten Welt immer weniger geschätzt werden. Doch gerade diese Prozesse sind es, die eine Gesellschaft stabil machen. Eine Demokratie, die sich nicht ständig selbst überprüft und hinterfragt, verliert an Substanz.

Die Alternative? Autoritäre Systeme bieten scheinbar einfache Lösungen. Sie vermeiden Debatten und präsentieren sich als handlungsstark. Doch die Geschichte zeigt, dass diese Systeme stets auf Kosten von Freiheit und Gleichheit operieren. Der Preis für eine „starke Hand“ ist oft der Verlust grundlegender Rechte.

Eine demokratische Gesellschaft ist nicht perfekt – aber sie ist die einzige bekannte Staatsform, die langfristig Freiheit, Gerechtigkeit und Teilhabe ermöglicht. Sie zeichnet sich durch Vielfalt aus, durch Offenheit gegenüber Veränderungen und durch die Fähigkeit, sich selbst zu korrigieren.

Wenn Demokratie Arbeit bedeutet, dann ist es diese Arbeit wert. Denn sie ist die einzige Form des Zusammenlebens, die allen eine Stimme gibt – und das macht sie so unersetzlich.
Vielen Dank an Gérard der mich hier mal wieder aus meiner Komfortzone gebracht hat, so wie schon letztes Jahr.. Und an Vivien, Stef, Philipp, Jürgen, Stefan und Erwin die mir bei der Bilderauswahl nochmals Feedback gegeben haben.
Hier die Bilder, die es nicht geschafft haben:

…dafür einstehen, auch wenn es unangenehm wird!








Kommentare
Lieber Oli,
Ich kann das gesagte nur unterschreiben. Ja, Demokratie ist anstrengend und dauert manchmal etwas länger. Aber sie ist die einzige Form von einer eventuellen Chancengleichheit. Jedoch gilt es die Minderheiten nicht zu vergessen, denn diese sind bei der Demokratie leider zahlenmäßig nicht so gut vertreten. Vielleicht ist das unser Problem, denn die jungen Menschen sind mittlerweile in der Minderheit. Sie können ihre Ideen und Ansichten zahlenmäßig nicht mehr einbringen. Ich habe mich vorgestern mit meinem großen Sohn unterhalten über die derzeitige politische Situation und ich war begeistert über sein Interesse und seine Argumentation und seinem Interesse an der anstehenden Wahl.
Auf jeden Fall ist sein Beitrag wirklich schön und trifft mich in dieser unwirklich scheinenden Zeit, die mir echt etwas Angst macht, denn die Themen, die derzeit laut schreien, sind eindeutig die falschen Probleme, die es zu lösen gilt.
Es stehen fast andere Schwierigkeiten vor uns und der Rechtsruck wird uns bei der Lösung dieser Probleme nur im Weg stehen…
Aber vielleicht gehört das sich zur Demokratie dazu und muss ausgehalten werden??
Ich wünsche deiner Partei ganz viel Erfolg!
Liebe Grüße Jürgen
Lieber Jürgen, ein bisschen Extreme an den Flügeln müssen wir sicher aushalten – und sind ggf. auch ein gewisses korrektiv.
Minderheiten mögen ggfs. nicht genauso repräsentiert sein – aber haben alle Rechte auf sich aufmerksam zu machen, zu wirken und zu sein. Niemand wird unterdrückt. Es ist ein ständiger Lernprozess – wir haben irgendwie aufgehört weiter mitzuarbeiten. Aktiv auf der Straße oder auch anders-aktiv in Gesprächen mit der Familie und Freunden. Danke für deine Gedanken!
He Oli,
die Bilder kenne ich ja bereits und ich finde sie Klasse!
Ganz großen Dank auch für die textliche Verpackung und die Bildunterschriften!
Sie runden es einfach nochmal ab und unterstreichen das, was für uns normal erscheint und wahrscheinlich erst dann beweint würde, wenn sie nicht mehr da wäre: unsere Demokratie, unser Recht auch anderer Meinung zu sein, unser Recht auch mal Unrecht zu haben.
Danke!
Lieber Stef, vielen Dank – genau so sollte das wirken. Danke!
Lieber Oli,
ich finde, dass Demokratie noch eine weitere Klippe hat: Der Mensch hat es bis zu einem gewissen Maß ganz gerne, wenn ihm jemand sagt, wo es langgeht. Er braucht eine Art Orientierungshilfe oder Wegweiser, die ihn leitet und ihm somit Geborgenheit gibt – gerade in unsicheren und unübersichtlichen Zeiten. Insofern schließe ich mich meiner Mutter an, die immer sagt: „Die beste Staatsform ist eine Monarchie – aber unter einem guten König.“ Leider sind zu wenige für diese selbstlose Aufgabe geeignet und somit geht es dieser Staatsform genauso wie der prinzipiell guten Idee des Sozialismus: Der Mensch ist dafür nicht gemacht.
Deshalb bin ich der Meinung, dass die Demokratie durch die Gewaltenteilung ein elementar notwendiges Korrektiv hat (im Gegensatz zur Monarchie), aber gleichzeitig führungsstarke Politiktreibende braucht.
Die Bildunterschriften sind klasse. Jedes Foto hat für mich eine Aussage, die ungefähr dem entspricht, was du dazu geschrieben hast. Aber deine Worte drücken es wie so oft viel pointierter aus als meine.
Es wird Zeit, dass die demokratische Zivilgesellschaft den „Hintern hochbekommt“ – Du sagst es ja mit deinen Worten völlig zurecht. Die Demokratie, dass sind „wir“ und nicht irgendein „ihr“. (Auch wenn die FDP das gerne so möchte)
Sehr hörenswert dazu übrigens Claus Leggewie im Podcast von Jagoda Marinic (https://www.hr2.de/podcasts/freiheit_deluxe/claus-leggewie–guerilla-demokratie,podcast-episode-138566.html)
Bleiben wir in Bewegung und zuversichtlich
Alles Liebe
Werner