Runde Geburtstage und wichtige Familienfeste bringen unsere Familie immer wieder zusammen. Oft kommt meine Schwester aus den USA nach Deutschland, ab und an fliegen wir auch mal rüber. Zu dem diesmaligen runden Geburtstag ging es also für meinen 6jährigen Sohn Simon und mich rüber über den großen Teich – meine Frau ist mit dem Kleinsten in Deutschland geblieben – es hätte keinen Sinn gehabt.
14 Tage Florida waren angesagt, d.h. Leben aus dem Koffer, Strand und Natur.
Also Fotograf eine große Bandbreite – für eine Reise mit kleinem Gedeck (ergo Body und eine Brennweite) war mit das zu mutig, dazu kommt das die D600 einfach riesig und schwer ist und ich keine Lust hatte 1kg Body + Objektiv durch die Weltgeschichte zu schleppen. Dann kann so was geklaut werden oder am Strand eine Ladung Sand abbekommen… nein, für den Urlaub musste eine andere Lösung her.
Ich bin schon seit einiger Zeit mit der Größe und dem Gewicht der Nikon unzufrieden, ich schleppe oft Body + 2-3 Linsen mit mir rum um dann gefühlt 10 Bilder mit der Nikon und 100 Bilder mit dem iPhone zu machen. Irgendwie war das anders gedacht. Aber als Familienfotograf sind die Motive mit extremer Freistellung, maximalem Dynamikumfang oder High-Performance Autofokus-Anspruch eher gering.
Also hatte ich mich ja auf die Suche nach einer kleinen Kamera gemacht und bin dabei bei der Panasonic Lumix GM5 hängen geblieben. Einer Leica-like mFT Kamera die mir trotz der Größe noch viele Freiheiten gelassen hat.
Eine EVIL-Kamera ist keine DSLR! Und wenn sie so winzig ist, dann doppelt nicht. Das fängt bei dem elektronischen Viewfinder an und hört bei der Bedienung auf. In Seaworld habe ich das recht schnell zu spüren bekommen als ich die Delphin-Show fotografieren wollte.
AF-Punkt schnell mal verschieben? Vergiss es! Fokus & Recompose? Aber nur im AF-S Modus. Bei AF-C geht das (natürlich) nicht und Back-Button Fokus ist nicht bei dem Winzling. Also musste schnell ein Plan B her! Also Masse statt Klasse! Ich habe einfach im AF-C Modus mit maximaler Auslösungen/Sekunde gearbeitet und nachher großzügig gelöscht. Was hilft ist die Bildanzeige nach der Auslösung auszuschalten – dann geht das alles etwas flotter. Auch habe ich (zu oft) über das Display und nicht den Viewfinder gearbeitet. Am Ende sind doch ein paar nette Bilder rausgekommen – aber eher by accident als wie sonst gewollt.
Ein Punkt ist 100%ig aufgegangen: Ich hatte (abgesehen von den Shows in Seaworld) immer nur das 21-32 drauf. Kein Lichtriese und sicherlich bzgl. der Freistellung eher weniger spannend – aber für meine Zwecke ausreichend. Das Panasonic 12-35/2,8 würde bestimmt noch mehr Spaß machen, aber dann hätte ich auch eher Objektiv mit Kamera dabei gehabt. 😉
Auf Grund des Gewichtes habe ich die Kamera auch immer am Nackenstrappen quer über den Körper dabei gehabt. Sehr bequem, wiegt ja fast nix! Nur an die Mitnahme von Ersatzakkus musste ich mich in der Reise schmerzlich gewöhnen. Von 4 Akkus waren mind. 2 notorisch leer.
Den nicht vorhanden Blitz habe ich nicht wirklich vermisst, er wäre in der Tasche gewesen. Konjunktiv. Ich bin leidenschaftslos auf Auto-ISO bis 6400 gegangen und abgesehen von 2-3 Bilder war alles zu verkraften. Ja, ein 25/1.8 oder besser noch ein 17/1,2 wäre definitiv nett gewesen. Aber wie schon gesagt: Urlaub. Familienerinnerungsfotos. Mehr nicht.
Bin ich nun mit der Lumix GM5 zufrieden?
Die Schmerzpunkte sind gering. Bei ausreichend Licht ist die Kamera und das Objektiv okay. Im Vergleich zur Nikon haben Hauttöne ein stärkeres Rauschen auch schon bei niedrigen ISOs, aber ggf. habe ich auch noch nicht alle Einstellungen rund. Vor einem Jahr waren 16MP vollkommen ausreichend – wer am Vollformat 24MP gewohnt ist, der tut sich plötzlich mit dem geringen Crop-Potential schwer. Jammern auf hohem Niveau!
Bleibt noch etwas die wirklich kleine Kamera die in der Bedienung ein paar Kompromisse mit sich bringt die vor allem wenn es schnell gehen muss kontraproduktiv sind. Sicherlich – hier fehlt das Training im Muskelgedächtnis, aber gewisse Mankos lassen sich auch mit viel Training nicht ganz verbessern.
Ein wirklich großes Problem ist der „Film-Button“ – ich habe mehr als einmal einen Film gedreht obwohl ich es nicht wollte. Der Knopf ist 100%ig an der falschen Stelle und lässt sich leider nicht umprogrammieren!
Der Viewfinder ist definitiv ein Gewinn und war richtig! Ohne wären einige Bilder nicht gegangen (zu viel Sonne!) und es arbeitet sich damit wesentlich angenehmer und entschleunigter als wie mit einer Knipse ohne Viewfinder.
Zweiter Aspekt der Reise war auch ein Downsizing beim Zubehör, nicht nur weniger Objektive etc., nein, ich wollte auch ohne Laptop reisen.
Die Anforderung an eine Backup- und Uploadlösung konnte mir aber das iPad nicht abnehmen und keine der auf dem Markt erhältlichen mobilen NAS Lösungen war am Ende die eierlegenden Wollmilchsau. Also habe ich doch das MacBook Air mitgeschleppt, dafür sind die Bilder am Abend schon durch LR durch gewesen und fertig. Also zumindest keinen digitalen Backlog nach dem Urlaub.
Das Fotozeugs habe ich alles in einer sehr kleinen Crumbler-Tasche verpackt, das iPad und den MacBook Air in einer größeren Umhängetasche die aber im Hotel bzw. Auto geblieben ist.
Fotografisch war die Reise – abgesehen von ein paar Sonnenuntergangsbildern in Fort Myers – kein Highlight. Aber bei einer Papa-Sohn-Reise muss Mann eben Rücksicht auf die Bedürfnisse seines Sohnes nehmen und anstelle von Street-Fotografie im kubanischen Viertel in Miami dann eben etwas schneller den nächsten Pool zum Plantschen ansteuern. Prioritätenverschiebung nennt sich das dann.
Was mache ich das nächste mal besser? Ich lasse die beiden Festbrennweiten (14mm&19mm) samt dem iPad Zuhause und werfe den MacBook in den Koffer. Spart sich Platz und eine Tasche. Downsizing, that`s it!
Kommentare
das kommt mir sehr bekannt vor… …und damit meine ich nicht Florida. Toller Text, Oli! Lesespaß Und goldene Bilder!
Oh ja, sehr golden…
Ich liebe diese Momente.
Sehr schön ist auch der Einblick eines Urlaubers, der auch gerne fotografiert, denn da finden sich immer parallelen… Schöner text.
Viele Grüße Jürgen
[…] mit meinem Sohn Simon für 14 Tage in Florida im Urlaub. Details und Gedanken zur Reise könnt ihr hier und hier […]