Seit langem ist die Fujifilm X100 meine bevorzugte Kamera. Ich habe mich so sehr an die 23mm (entspricht 35mm im Kleinbildformat) gewöhnt, dass ich andere Brennweiten kaum vermisse. Wenn ein Bild nicht funktioniert, liegt es nicht an der Brennweite. Die X100 ist meine „immerdabei“ Kamera – klein, handlich, schnell und einfach auch eine kleine Schmuckstück! 

Nun gibt es von Leica eine ähnliche Kamera – die Q3. Mit einem Preis von fast 6.000 EUR kostet sie dreimal so viel wie die X100Vi, bietet beeindruckende 60 MP, aber nur einen digitalen Sucher. Beide Kameras verfügen über einen Zoom, was im Grunde nur ein digitaler Crop ist. Interessanterweise sind die Auflösungen bei den jeweiligen digitalen Zoom-Stufen zwischen der Leica Q3 und der X100Vi (ohne WCL) relativ vergleichbar.

Doch was passiert, wenn man die X100Vi mit dem Weitwinkelkonverter (WCL) ausstattet, um ebenfalls bei 28mm starten zu können?

Leica Q3X100ViX100Vi (WCL)
28mm / 60MP
28mm / 40MP
35mm / 39MP35mm / 40MP35mm / 20MP
50mm / 19MP50mm / 20MP50mm / 12MP
75mm / 8MP75mm / 12MP

Lässt man die 75mm bzw. 50mm Brennweiten der Q3 (8MP) und der X100Vi (12MP) außen vor, ist der digitale Zoom durchaus brauchbar. 

Mit dem WCL wird die X100Vi plötzlich bei 28mm und 35mm wirklich „tauglich“, und ich erweitere die Einsatzmöglichkeiten der Kamera ein wenig. 28mm und 35mm ohne Objektivwechsel bei f/2 und (vermutlich) identischer Bildqualität – das könnte eine interessante Option sein!

Mit diesem Setup war ich einige Tage im Familienurlaub in Berlin und Wien unterwegs und habe mich sehr schnell wieder an die 28mm gewöhnt.

Die Erweiterung des Blickwinkels, besonders in einer Stadt, kann sinnvoll sein. Die Kamera bleibt mit dem WCL kompakt und leicht, sie trägt nicht auf und hängt nicht schwerer am Gurt. Alles passt gut zusammen, ohne unhandlich zu wirken. Der Wechsel zu den nativen 23mm wäre jederzeit möglich gewesen – ich hatte jedoch keinen Moment das Bedürfnis dazu. Der WCL wird nun dauerhaft in meiner Kameratasche bleiben (oder eventuell fest auf der X100Vi montiert).

Der digitale 35mm Zoom mit dem WCL hat mir bei einigen Motiven geholfen, direkt in einem engeren Bildausschnitt zu „sehen“ und störende Elemente bereits bei der Bildkomposition auszublenden.

Selbst wenn ich den digitalen 35mm Crop später in Lightroom optimiere, erziele ich keine signifikant besseren Ergebnisse.

Die X100Vi schreibt die 19mm Brennweite (entspricht 28mm im Kleinbildformat) korrekt in die Metadaten. Leider speichert Fujifilm jedoch die digitalen Zoom-Stufen (z.B. 23mm) nicht in den Metadaten. Hier hat Leica mit der Q3 einen Vorteil, da sie diese Informationen korrekt ergänzt. Hallo Fuji, wie wäre es mit einem Kaizen-Update?

Ich werde trotzdem weiterhin einen großen Bogen um die Leica Q3 machen. Es ist wohl ein wenig wie mit Porsche fahren – hat einen der Virus einmal erwischt, bekommt man ihn nicht mehr los! Und ja – ich bin schon mal Porsche gefahren (für 2 Wochen). 

Vielen Dank an Thomas Dürselen für die Metadaten aus der Q3

Kommentare

Oho, schon der Gedanke an eine Leica ist gefährlich…
Aber der WCL klingt auch jeden Fall sehr interessant. Für Sri-Lanka war es schon zu spät, aber ich setze es/ihn (?) schon mal auf meine Weihnachtliche Wunschliste.

Liebe Grüße Jürgen

ich bin jetzt wirklich überrascht, dass ein Weitwinkelkonverter offenbar Fotos erlaubt, die fast auf dem Level des Originalobjektivs bleiben?! Fragen über Fragen: Wie sehen die Ecken aus, was machen die chromatischen Aberrationen, wie verhält sich die Lichtstärke?

Aber eigentlich geht es darum gar nicht. es geht um den frischen Blick, den eine andere Brennweite provoziert. Um das Wachrütteln und in Frage stellen, das damit verbunden ist, oder?

Es ist schlau, dass Du das mit dem neuen Konverter auslöst und nicht mit einer Ausgabe im oberen vierstelligen Bereich. Man billigt Leica zwar einen guten Werterhalt zu aber dass das auch für die Qs gilt, halte ich nicht für abgemacht. Ich neige zur Befürchtung, dass man mit einer Q sehr glücklich sein muss, als Wertanlage taugt sie eher weniger.

Schreibe einen Kommentar