Seit dem ich (ernsthafter) fotografiere gibt es schon immer diverse Mantra die mir von diversen Profi-Fotografen/Influencern/Podcaster/Youtubern eingeflüstert werden:

Vollformat! Vollformat! Vollformat!“, „RAW! RAW! RAW!“ und „Offenblende! Bokeh! f1.2!

Zu dem Thema RAW werde ich mich als nächstes mal auslassen, zu Vollformat sag ich schon gar nix mehr und jetzt soll es mal um das Thema Offenblende gehen.

Ich bin ja überzeugter APS-C Fotograf und das Objektiv mit der größten Offenblende die ich je hatte waren die f1.8 Objektive von Nikon (20/50/85). Ich hatte vieles im Bereich f2.8 sowie in f4 und natürlich auch die Kit-Linsen mit f3.5-5.6. Mir hat es im Wesentlichen an nix gefehlt.

Mit dem Umstieg auf die Fujifilm Kameras habe ich die Fujicrons lieben gelernt. Kleine, abgedichtete Linsen mit f2. Wunderbare Schärfe auch bei Offenblende – mit hat eigentlich nix gefehlt. In meinem Lineup fehlt das 35mm/2 (also das Nifty Fifty), eine Brennweite mit der ich nicht so viel anfangen kann. 

Jetzt wurde ich doch irgendwann man neugierig gemacht, dass so ein sei aus „X-Pro1 und 35/1.4 doch das geilste Retro-Feeling der Welt wäre“. Okay. Also eine X-Pro1 kaufe ich mir jetzt nicht mehr, die X-Pro3 ist mehr als Retro. Aber die 35/1.4 schwemmt es so langsam zu vernünftigeren Preisen auf den Markt. 

Künstlerische Nutzung der Offenblende

Ich wollte damit den Urlaub fotografieren, da ich mir schon gedacht habe: Also Kantabriens Küste könnte für UWW am Ende dann doch etwas zu weitläufig werden. (Aber das ist noch eine andere Geschichte) Ich hatte also das 16mm/2.8 und das 35mm/1.4 mit im Urlaub dabei. 

Ich habe 735 Mal den Auslöser fotografiert (noch nicht final aussortiert) und davon habe ich 493 Bilder mit dem 35er gemacht!

Learning 1: Das Nifty Fifty ist nicht so schlecht! Gerade Landschaft war ob der Küste und der Berge keine schlechte Sache für die 35mm Brennweite – äh 50mm. Ach – ihr wisst schon!

Learning 2: f1.4 ist nett, wenn man am Abend durch die Kneipen von Bilbao zieht und quasi bei Dunkelheit noch ein paar Bilder machen möchte – aber ansonsten haben mir die f1.4 weder geholfen – noch gefallen. Die meiste Zeit hatte ich dafür einen Kompromiss aus Größe, Schärfe und Geschwindigkeit dabei. Das „alte“ 35/1.4 ist eben kein Sprinter.

Es gibt hier ein paar Bilder aus dem Urlaub von meiner Familie die ich mit f1.4 gemacht habe, Portraits, bei denen die Separierung vom Hintergrund geradezu künstlich wirkt. Als ob ich Photoshop verwendet habe. Auch kann ich der Schärfe des Objektives nix abgewinnen – muss ich doch um die ideale Schärfe zu erhalten am Ende doch eh auf f2 abblenden. 

Echt oder Fake? Dieser Charakterkopf hätte auch per Photoshop eingesetzt werden können. Oder ist er das etwa???

Am Ende hatte ich die perfekte Brennweite dabei, die mir bei einer Hand voll Bilder einen Vorteil im Low Light Bereich gebracht hat, ich ansonsten aber selten Bereich f1.4 „benötigte“. Dagegen hat mich die Größe, das Gewicht und AF Geschwindigkeit schon gestört. 

Es wird also wieder Zeit die kleine Linse loszulassen und sich statt dessen (wieder) ein Fujicron 35mm/f2 in die Schublade zu legen.

Kommentare

Es werden so viele Mantras über Fotografie verteilt. Immer und immer wieder. Social Media ist voll davon (und der Teil, der sich mit Fotografie beschäftigt, lebt ja auch davon). Das ist im Grunde alles so langweilig. Denn: Muss nicht jeder seine eigenen Erfahrungen machen und “Vorlieben / Neigungen” finden? Und: geht es nicht gerade auch darum, sich von diesen (konsum-)getriggerten Mantras zu befreien? Danke für diesen Artikel.

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