Künstlich kreative Zukunft

Es ist Pandoras Box die final geöffnet wurde. Und sie wird nimmermehr zugehen. Nie mehr. 

Ein kleines Experiment:

Ich öffne openGPT:

openGPT:> Write me a Haiku about Photography

Here is a Haiku about Photography:
 
Snapshots of life,
Captured in a single frame,
Forever memories.

openGPT:>

Ich starte Diffusion Bee auf dem Mac:

DiffusionBee:> Text to Image: "Snapshots of life, Captured in a single frame, Forever memories."

Here are 5 Pictures

DiffusionBee:>
DiffusionBee 001
DiffusionBee 001

Ich will hier nicht sagen, dass es einmalige Kunstwerke sind, die hier aus der „Künstlichen Intelligenz“ rausgefallen kommen. Weder die Texte noch die Bilder zu den Texten. Aber das wird sich weiter entwickeln und verändern. 

DiffusionBee 002
DiffusionBee 002

Und mir ist aktuell unklar wohin das gehen wird.

Was ist noch ein echtes Bild? Was ist ein Fake?

Was ist Kunst? Was ist (Bild-)Rauschen?

Ist es Kunst aus Schnipseln anderer Werke ein neues zu generieren? In der Musik ist das anerkannt, allerdings gelten hier klare Regeln bezgl. der Zustimmung der Künstler die im Sample verwendet werden bzw. bzgl. Tantieme und Credits. 

DiffusionBee 003
DiffusionBee 003

Warum steht in den Meta-Daten zu dem KI-Werk nicht auch die konkret verwendeten Ausgangsbilder als Credits? 

Welche Auswirkung hat die Verwendung der Creative Comments unter meinen Bildern hier? Muss ich das zurückziehen? Wie muss ich meine Bilder kennzeichnen, dass sie nicht zur Grundlagen eines KI Modells werden? 

DiffusionBee 004
DiffusionBee 004

Gehört zur Kunst nicht auch die Einzigartigkeit des Ergebnisses? Kann ein KI-Bild Einzigartig sein oder ist es nicht viel mehr ein zufälliges und jederzeit reproduzierbares Ergebnis? 

Sicherlich ist es ein Weg der Meisterschaft (Kunst?) aus den Tools erstaunliche Bilder herauszuholen, also die richtigen Prompts zu finden/entdecken die zu besonderen KI-Bildern führen. Ist der KI-Bildgenerierende dadurch gleich ein Künstler oder das Bild Kunst? 

DiffusionBee 005
DiffusionBee 005

Fragen über Fragen über die sich Kunsthistoriker heute, morgen und Übermorgen die Köpfe zerbrechen können. 

Mich beschäftigt weniger die Frage nach Kunst und nicht-Kunst als eher das Thema „Vertrauen“ in das Bild/Video. 

Ja, auch heute werden schon relevante Bilder der Zeitgeschichte nachgearbeitet, da wurden Politiker aus Gruppenfotos entfernt oder durch Beschnitt und retouche das Napalmgirl Medientauglich gemacht. Photoshop ist schon heute ein beliebtes Werkzeug, wenn es darum geht Bilder „anzupassen“ oder in einen anderen Kontext zu bringen.

Trotzdem gibt es (noch immer) ein großes Vertrauen in (Bewegt-)Bilder. 

Als an 9/11 ich auf AFN von einem Flugzeug gehört hatte, dass in das WTC gestürzt ist, hatte ich eine Cessna vor meinem geistigen Auge. Es war dann eine Boing einer amerikanischen Fluglinie! Was wäre, wenn das erste Pressebild ein ausländisches (Militär-)Flugzeug gezeigt hätte? Welche Auswirkung hätte dies bedeutet? 

Das bewegte/unbewegte Bild hat in unserer Kultur eine hohe Vertrauensstellung als „Beweismittel“ erreicht.  

Dieser Status wackelt ja schon seit einiger Zeit, diverse Bewegungen haben sich je der Veränderung des Bildkontextes zum Stilmittel gemacht um ihre kruden Weltbilder zu verbreiten. Bisher war das alles gut „erkennbar“ – das wird sich wohl in Zukunft ändern. Wenn Bilder nun komplett neu generiert werden, kann man eben nicht mittels Bildersucht prüfen ob ein Bild schon ein Mal verwendet wurde und nun einfach der Kontext optimiert wird. 

Müssen Kameras in Zukunft Bilder direkt digital signieren? Und ich meine damit nicht den unsäglichen NFT quatsch sondern ein Zertifikat das ich als Fotograf über meine Kamera mit dem Bild verknüpfe um mich als Urheber kenntlich zu machen? Ist ein journalistisches Bild nur „echt“, wenn es sofort und ohne weitere Verarbeitung via 5G an eine Trusted Domain übertragen wird damit jegliche Veränderung damit ausgeschlossen wird?

Ich bin nach einer ersten Überraschung und Sprachlosigkeit bzgl. KI-Bilder/Filme in der Kunst inzwischen etwas entspannter. Bzgl. der Auswirkung auf unsere Bild-Wahrheit überkommt mich ein stilles Grausen.

Ach ja – noch ein Thema: Jedes KI-Werk benötigt CPU Power. Und Strom. Viel Strom. Nicht so viel wie der Crypto-Scheiß (sorry) – aber ausrechend genug. Energie die wir anderweitig besser benötigen könnten. Alleine deswegen sollte man sich das Thema nochmals genauer ansehen und nicht wie bei Bitcoin&Co. von staatlicher Stelle ignorieren. Just my 2 cents.

P.S.: Manchmal reicht auch einfach ein realer Spiegel um in einer surrealen Umgebung ein künstlich kreative Bild zu erstellen. Einfach so.

Kunstlich kreative Zukunft
Künstlich kreative Zukunft

Kommentare

Hallo Oli,
das ist einfach erschreckend. Ich habe mich zwar auch schon ein wenig damit beschäftigt, aber dein Blogbeitrag macht mir das Ganze mit seinen Gefahren doch noch deutlicher. Sicher gibt es auch Positives, aber insgesamt ist da schon Vorsicht geboten.
LG Wilfried

Großes Thema, über das man wahrscheinlich Bände voller “philosophischer Betrachtungen” schreiben kann (und wohl auch wird). In jeder Weiterentwicklung stecken “gut+böse” – oft nah beieinander. Was wurde uns damals nicht alles über das Web 2.0. erzählt: Soziale Interaktionen, Demokratisierung …. Was ist jetzt davon übrig? Ich will nicht missverstanden werden: Auch KI ist keine Dystopie, sondern das, was wir als Gesellschaft daraus machen… oder eben auch nicht. Es wird einiges bereichern. Wohl auch die Kunst und die Künste. Vieles aber werden wir kritisch, sehr kritisch begleiten müssen. Und wie immer, ist das abhängig von unserem Verstand. (Und nebenbei mache ich mir was Bildung angeht viel mehr Sorgen) – Danke für diesen Artikel.
Liebe Grüße,
Werner

Ich habe angeregt durch deinen Beitrag gestern Abend mal openGPT ausprobiert, ich habe viele Fragen gestellt, nur einmal gab es keine Antwort. Die anderen Antworten waren erstaunlich gut und richtig. Es gab nur kleinere Fehler. Jetzt bin ich noch ratlos, wie ich das werten soll.
LG Wilfried

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