Nach über 20 Jahren habe ich mir endlich die Zeit – und den Mut – genommen und bin ins KZ Dachau gefahren. 

Ich kenne das KZ Dachau „von außen“ recht gut, bin ich doch viele Jahre auf dem Weg in die Arbeit daran vorbeigefahren. Aber reingehen?

Ich habe sehr viel über die Gräueltaten des Nazi-Regimes gelesen, gehört und gesehen. Doch in einem KZ war ich bisher noch nie.

Mir hatte schon der Besuch im Außenlager im Mühldorf Hart die Sprache verschlagen – wie soll das denn dann in Dachau werden?

Ich habe mir viel Zeit genommen, sehr viel. Und das war gut so. Es ist nichts für eine Stunde. Ich hätte gerne noch mehr Zeit gehabt, aber es gab Verpflichtungen und nach 5,5 Stunden musste ich los.

Auch meine Kamera hatte ich dabei, angeregt durch die Diskussion mit Lutz auf seinem Blog. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Ort, die Gräueltaten, den Horror auch nur im Ansatz angemessen eingefangen habe. Ich bin bewusst bei der Kodak TriX 400 Simulation im 1:1 Format geblieben. Das hat für mich zum Ort gepasst. 

Es gibt für mich no-go Bilder, zB vom Krematorium oder von den ausgestellten Bildern von Häftlingen oder Leichenbergen. 

Und die Must-have Bilder, zB vom Eingang.

Auch wenn das Areal wirklich groß ist, und der Exerzierplatz zwischen den Baracken und Wirtschaftsgebäude einen winzig erscheinen lässt, so habe ich in den Räumen doch eine gewisse Beklemmung bekommen. Überall Fenster, Gitter, Stacheldraht. Die Welt wird plötzlich sehr klein um mich.

Auch der unendliche Zellengang im Lagergefängnis (Bunker) mit den unzähligen Zellen war beklemmend, ich wollte nur schnell wieder raus.

Das Leben von (geplanten) 54 Menschen in einem Barackenabteil will ich mir gar nicht weiter vorstellen – und die Tatsache, dass dies in den letzten Kriegsjahren mehrfach überbelegt war, macht die Trostlosigkeit nicht besser.

Ich konnte wieder raus, ich war nicht eingesperrt. 200.000 andere Menschen nicht. Ca. 40.000 haben ihre Zeit im KZ Dachau nicht überlebt. 

Die Ausstellung und die Führung haben mich mehr als nur informiert, sie gaben mit am Ort des Geschehens eine persönliche Beziehung zu der Situation, den Menschen und deren Leid. Das Unverständnis über die unmenschliche Behandlung und Folter durch die Nazis ist nur noch mehr gewachsen. Warum nur? Weshalb? Wozu? 

Für mich bleibt ein nachhaltiges beklemmendes Gefühl mit der Hoffnung, dass wir als Gesellschaft hoffentlich daraus gelernt haben und soetwas nie nie nie wieder passiert. Nicht hier in Deutschland, nicht im Rest der Welt. 

Kommentare

Hallo Oli,
dein Bericht über das KZ Dachau ruft in mir Bilder aus dem KZ Theresienstadt wach. Es ist schon Jahrzehnte her, aber die Bilder haben sich tief in mir eingeprägt. Fotografiert habe ich dort nicht, kann dich also sehr gut verstehen. Ich kann auch nur hoffen und wünschen, dass sich so etwas nicht wiederholt.
LG aus der Rhön
Wilfried

Lieber Wilfried,
Ja, es ist nachdrücklich – wenn gleich ich denke, dass Theresienstadt noch eine Spur heftig gewesen sein wird als Dachau.
Dachau war nur Lager. „Nur“.
Vielleicht bald auf einen Kaffee!
Lg, oli

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